MITTWOCH, 14.05 UHR

Noll hatte eine Tüte Chips und eine große Flasche Cola auf dem Tisch stehen, er trug einen ausgeleierten grünen Sweater und Jeans, die braunen Haare waren zerzaust, als wäre er gerade erst aufgestanden, er war unrasiert, und die Finger tippten in rascher Folge eine Kombination auf der Tastatur.

Henning klopfte an und trat ein, bevor Noll »Herein« sagen konnte.

»Hallo, ihr Lieben, welch Glanz in meiner bescheidenen Hütte. Was verschafft mir die Ehre?«, fragte er und griff in seine Chipstüte. Noll schien sich fast ausschließlich von Junkfood zu ernähren - Pizza, Hamburger, Pommes und literweise Cola - und nahm doch kein Gramm zu, was wohl daran lag, dass er über einen beneidenswerten Stoffwechsel verfügte, denn Noll hasste nichts mehr als Bewegung und brachte mehr Zeit in seinem mit Elektronik vollgestopften Büro zu als irgendwo sonst. Oft traf man ihn mitten in der Nacht an, als wäre er mit seinen Computern verheiratet. Hin und wieder hatte er lose Be-

Ziehungen, aber mit seinen achtundzwanzig Jahren schien er in seinem Innern in der Pubertät steckengeblieben zu sein, auch wenn sein Intellekt überaus scharf und analytisch war. Ein Genie, ohne das die Polizei nicht auskam. In einem anderen Unternehmen hätte er das Vier- oder Fünffache verdienen können, aber er liebte seinen Job. »Dürfen wir mal einen deiner Apparate benutzen?«, fragte Henning.

»Klar.« Noll runzelte die Stirn, hinter der es gewaltig zu arbeiten schien. »Ist euer Telefon kaputt?«

»Nein.«

»Darf ich erfahren ...«

»Nicht jetzt. Versprich uns, dass du mit niemandem darüber redest.« »Worüber denn?« »Dass wir hier telefoniert haben.«

»Habe ich euch jemals enttäuscht? Nehmt den Apparat da drüben, garantiert abhörsicher«, sagte Noll grinsend und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Oder soll ich rausgehen?«, fragte er, ohne die Beamten anzusehen. »Brauchst du nicht.« »Schön.«

Santos griff zum Telefon, wählte die Nummer vom K 11 in Frankfurt, nach wenigen Sekunden wurde am anderen Ende abgenommen. »Durant.«

»Santos vom K 1 in Kiel. Bin ich dort beim KU?« »Ja. Was kann ich für Sie tun?«

»Frau Durant, ich muss mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen können, da wir in einem äußerst delikaten Fall ermitteln ...«

»Sie haben mein Wort. Wie kann ich Ihnen helfen? Hat es mit Bruhns zu tun?«

»Unter anderem. Mein Kollege Herr Henning und ich würden ja nach Frankfurt kommen, aber das würde sofort auffallen. Unsere Ermittlungen werden im Moment stark behindert, wir werden beobachtet und möglicherweise auch abgehört, weshalb ich auch nicht von unserem Dienstapparat aus anrufe ...«

»Solche Spielchen kenne ich«, wurde Santos von Durant unterbrochen. »Aber fahren Sie fort.« »Wir haben Informationen über einen Mordfall erhalten, der sich 1984 im Rhein-Main-Gebiet zugetragen hat und bis heute nicht aufgeklärt ist. Wir könnten natürlich in unserer Datenbank recherchieren, aber selbst das ist uns zu riskant. Es handelt sich um einen Immobilienmogul, dessen Namen wir allerdings nicht kennen. Er wurde zusammen mit einer Minderjährigen, vermutlich aus Osteuropa, in seinem Landhaus erschossen. Können Sie uns den Namen durchgeben und eventuell auch den derzeitigen Aufenthaltsort seiner damaligen Frau?« »Darf ich fragen, was das mit dem Fall Bruhns zu tun hat?«

»Ein Informant hat uns mitgeteilt, dass dieser Immobilienmensch von einem Auftragskiller umgebracht wurde, der angeblich auch für den Mord an Bruhns verantwortlich zeichnet. Zudem gibt es nicht zu übersehende Parallelen. Dieser Immobilienmakler wurde zusammen mit einem Mädchen ermordet, Bruhns war in der Tatnacht mit einer Achtzehnjährigen aus Düsseldorf zusammen ...«

»Das ist doch aber noch keine wirkliche Parallele«, warf Durant ein.

»Wir haben zudem erfahren, dass Bruhns genau wie der andere pädophil war. Bruhns war möglicherweise auch in den Mord an einem etwa elf oder zwölf Jahre alten Mädchen verwickelt, das vor einem Jahr hier in Kiel tot aufgefunden wurde.«

Für einige Sekunden herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, nur Durants Atmen war zu hören. Schließlich sagte sie: »Moment, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, aber der Mörder von Bruhns wurde laut meinen Informationen doch bei einem Schusswechsel getötet.« »Das ist die offizielle Version. Deshalb wurden auch sofort sämtliche Ermittlungen im Fall Bruhns eingestellt. Klappe zu, Affe tot. Aber Herr Henning und ich wissen mehr, als einigen Leuten lieb ist.«

»Können Sie mir das näher erläutern? Ich bin neugierig und lerne gerne dazu.«

»Da haben wir etwas gemeinsam. Der Mann, der Bruhns und seine Geliebte umgebracht haben soll, kann es unmöglich gewesen sein, er war schwerer Alkoholiker und zu so einer Tat schlicht gar nicht fähig. Wir waren am Nachmittag vor seinem Tod bei ihm und haben ihn befragt. Er hat uns recht detailliert Auskunft über Bruhns erteilt, aber in seinem körperlichen Zustand hätte er nie und nimmer einen solchen Mord begehen können. Ich lasse Ihnen gerne Tatortfotos zukommen, Sie werden auf den ersten Blick erkennen, dass hier ein Profi am Werk war. Mittlerweile haben wir erfahren, dass die beiden Beamten, die ihn umgelegt haben, als äußerst brutal gelten.«

»Das klingt hart. Seien Sie auf der Hut, denn wenn Sie trotz Ermittlungsstopps weiterermitteln, wird man das über kurz oder lang herausfinden. Weiß Ihr Vorgesetzter davon?«

»Er weiß es, er unterstützt uns, wenn auch nur indirekt, aber die Angst geht um, selbst bei dem Leiter der Rechtsmedizin und dem Leiter der KTU ...«

»Was haben die damit zu tun?«

»Ist eine lange und sehr verworrene Geschichte«, versuchte sich Santos um eine Antwort zu drücken, doch Durant ließ nicht locker.

»Ich liebe verworrene Geschichten. Kommen Sie, eine Hand wäscht die andere.«

Durants Stimme klang in Santos' Ohren angenehm und vertrauenswürdig. Als auch Henning ihr aufmunternd zunickte, legte sie deshalb los: »Sie haben bei Bruhns und am Tatort jene DNA gefunden, die angeblich von kontaminierten Wattestäbchen stammt. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass das einigen Herren und Damen überhaupt nicht passt, vor allem auf politischer Ebene. Wenn das publik würde, es wäre ein Desaster ohnegleichen ...«

»Das ist jetzt kein Witz, oder?« Santos meinte, Durants ungläubiges Gesicht durch das Telefon zu sehen. »Frau Durant, mir ist im Augenblick nach allem, nur nicht nach Witzen zumute. Verstehen Sie jetzt, warum wir so vorsichtig sind?«

»Natürlich. Aber warum dann diese Pressekonferenz?« »Wir wissen es nicht. Noch nicht. Wir hatten übrigens heute schon wieder drei Tote, einer von ihnen war so übel zugerichtet, dass einem schlecht werden konnte.« »Sie meinen, es war wieder dieser Auftragskiller?« »Bei zwei der Ermordeten war definitiv ein Profi am Werk, ein exzellenter Schütze. Beim dritten Opfer war eine Menge Wut im Spiel, er wurde über einen längeren Zeitraum brutal gefoltert. Mehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.«

»Dagegen geht's bei uns ja im Moment richtig friedlich zu«, sagte Durant. »Aber warum brauchen Sie die Adresse der Frau des ermordeten Immobilienmaklers?«

»Uns wurde der Tipp gegeben, sie habe den Mord an ihrem Mann in Auftrag gegeben. Können Sie uns helfen?«

»Ich werde zusehen, was ich machen kann. Wie soll ich Ihnen die Daten zukommen lassen, wie wäre es für Sie am sichersten?«

»Warten Sie, ich gebe Ihnen eine E-Mail-Adresse. Peter,

wir brauchen eine Adresse ...«

»Hier«, sagte Noll, der sie bereits notiert hatte.

Santos buchstabierte, Durant schrieb mit.

»Können Sie eine Weile warten?«

»Ja, sicher.«

Santos hörte, wie Durant den Hörer zur Seite legte und in ein Nebenzimmer ging. Sie klopfte in monotonem Stakkato mit den Fingern auf die Tischplatte. Sie war nervös wie lange nicht mehr, als fürchtete sie, die Tür könnte gleich aufgehen und ungebetene Gäste würden hereinstürmen, um sie und Henning festzunehmen. Nach einer schier endlosen Zeit (es waren zehn Minuten vergangen), kam Durant zurück und nahm den Hörer wieder auf. »Entschuldigung, dass es etwas länger gedauert hat, aber ich habe meinen Vorgesetzten gefragt, ob er sich noch an den Fall erinnern kann. Ich hatte Glück, denn er war damals direkt in die Ermittlungen eingebunden. Der Name des Mannes, der damals erschossen wurde, ist Manfred Schumann, das Mädchen, das bei ihm war, wurde nie identifiziert. Seine Frau heißt Sarah, ob sie allerdings immer noch Schumann heißt, müssen wir noch eruieren. Sie soll noch in Frankfurt oder Umgebung wohnen. Sobald ich Genaueres weiß, schick ich Ihnen die Daten durch. Wie war noch mal Ihr Name?«

»Santos, Lisa Santos, Hauptkommissarin. Danke für Ihre Hilfe.«

»Nichts zu danken. Wenn ich noch etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen.«

»Wir können darauf zählen, dass Sie das Gespräch vertraulich behandeln?«

»Nur mein Partner und mein Chef werden davon erfahren beziehungsweise haben bereits davon erfahren. Vielleicht brauchen wir ja auch mal Ihre Hilfe. Eins würde mich noch interessieren - wer behindert denn Ihre Ermittlungen?«

»Staatsanwaltschaft bis hin zum Verfassungsschutz. Tun Sie mir nur einen Gefallen, behalten Sie alles, was ich Ihnen gesagt habe, für sich. Es geht um unsere Sicherheit, möglicherweise sogar um unser Leben. Ich weiß, dass wir ein Risiko eingegangen sind, noch mehr Personen einzuweihen, aber uns wurde empfohlen, dass wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen. Ich hoffe, es war kein Fehler.« »Leider sind wir uns bisher nicht persönlich begegnet, denn wenn Sie mich kennen würden, wüssten Sie, dass ich niemals Kollegen anschwärzen würde, es sei denn, sie sind korrupt oder anderweitig in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Ich werde versuchen, die Informationen so rasch wie möglich zu beschaffen. Ich hoffe, es klappt heute noch. Scheuen Sie sich nicht, mich erneut zu kontaktieren, wenn Sie Hilfe brauchen. Denn sollte der Fall Schumann tatsächlich mit dem Fall Bruhns zusammenhängen, würde ich, falls erforderlich, sogar mit einem Kollegen oder einer Kollegin zu Ihnen nach Kiel kommen, um Sie zu unterstützen.« »Was würde das bringen?«

»Sie können doch bestimmt jede Unterstützung gebrauchen.«

»Nein, lassen Sie das, Sie und Ihr Kollege würden sich nur in Gefahr begeben. Die Fälle hängen zusammen, aber Herr Henning und ich ermitteln praktisch ohne Genehmigung von oben. Sie würde man fragen, warum Sie ausgerechnet eine Dienstreise nach Kiel angetreten haben.« »Wir haben schon oft genug ungewöhnliche Wege beschritten«, sagte Durant. »Wir könnten es auch so drehen, dass wir einen anderen Zielort benennen ...« »Frau Durant, nichts für ungut, aber lassen Sie uns erst einmal die Lage sondieren. Sollten wir tatsächlich Ihre Hilfe benötigen, werde ich Sie umgehend kontaktieren. Einverstanden?«

»Sie müssen wissen, was Sie tun. Geben Sie nur acht, mit wem Sie sich anlegen. Zurück zu Ihrem eigentlichen Anliegen. Ich kümmere mich sofort um die Daten, damit Sie etwas in der Hand haben. Mit der E-Mail sende ich Ihnen auch meine Handynummer mit, nur für den Notfall. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich auf dem Laufenden halten.«

»Erst mal vielen, vielen Dank, und ich melde mich wieder.«

»Nichts zu danken. Viel Erfolg, ich drück Ihnen beide Daumen.«

Santos legte auf und atmete tief durch. »Wow«, stieß Noll hervor, »wenn das alles stimmt, was ich eben mitgehört habe, dann ist hier aber mächtig die Kacke am Dampfen.«

»Du vergisst es am besten gleich wieder«, sagte Santos müde und setzte sich auf die Tischkante. »Wir hatten eigentlich gar nicht vor, dich da mit reinzuziehen, aber ...« »Ach, ein bisschen Spannung kann ich schon vertragen. Wenn ihr meine Erfahrung als weitbester Computerfuzzi braucht, ich stehe euch jederzeit zur Verfügung.« »Kann sich jemand in deine Rechner einhacken?«, fragte Henning.

»In meine Lieblinge? Das käme ja einem Missbrauch gleich. Nee, da kommt keiner rein, die sind besser abgesichert als die vom Pentagon. Da müsste jemand durch ungefähr dreißig Schleusen, von denen jeweils mehrere Pfade abgehen. Das schafft niemand, das ist wie ein Computerspiel auf allerhöchstem Niveau, das keiner knacken kann. Ach was, das ist besser als das beste Computerspiel, und ich hab's entworfen. Aber keiner hier weiß das.« »Wieso? Würde doch deiner Karriere nützen.« Noll grinste über beide Backen. »Es nützt mir, es sind meine Babys. Ich arbeite gerne hier, aber für die Feinheiten bin ganz allein ich zuständig. Ich kann mich zum Beispiel leicht bei gewissen Leuten umschauen, virtuell, versteht sich, ich komme in so ziemlich alle Systeme. Aber auch das bleibt unter uns. Manus manum lavat.« »Was heißt, du kommst in alle Systeme?«, fragte Santos wie elektrisiert.

»Eben in alle, Banken, Großunternehmen et cetera pp. Was glaubt ihr, wo ich schon überall drin war? Ich sag's euch lieber nicht.« »Regierung?«

»Nichts einfacher als das. Willst du wissen, was unsere Bosse treiben, frag Peter Noll.« »Verfassungsschutz?«

»Ahm, die haben da sogenannte Spezialisten sitzen ... Tatsächlich sind das Landeier, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Machen einen auf dicke Hose, ist aber nur heiße Luft.«

»Ach komm, da sitzen doch auch Profis, sonst könnte ja Hinz und Kunz bei denen ein und aus gehen«, sagte Henning mit hochgezogenen Brauen.

»Natürlich sitzen da Profis, aber du weißt ja, auch da gibt es Unterschiede. Die einen sind gut, die anderen besser.

Vergleich's mit Erster und Zweiter Liga. Oder Champions League und ... Keine Ahnung. Ich versuch's für euch Laien einfach zu formulieren: Die meisten Systeme sind für den normalen User nicht zu knacken, weil er nicht über das nötige Know-how verfügt. Ich dagegen kenne so ziemlich alle Tricks und Schleichwege, wie auch das scheinbar beste System zu überwinden ist. Bleiben wir beim Verfassungsschutz. Die modifizieren zwar seit Jahren permanent ihr System und halten es auf dem ihrer Meinung nach sichersten Standard, sozusagen Level neun. Das Problem ist nur, sie ändern das System immer mit der gleichen Methode. So sind sie relativ leicht auszurechnen. Ich hingegen verwende nicht nur unterschiedliche Methoden, sondern lege auch neue Straßen an und mache dadurch unser System absolut einbruchssicher ...« »Heißt das, auch unsere Rechner haben diesen Sicherheitsstandard?«, fragte Santos.

»Nicht unbedingt, weil wir ein großes Netzwerk haben und man sich leider in einzelne Rechner einloggen kann, vor allem, wenn der Einbrecher im eigenen Haus sitzt, sprich LKA oder unsere Abteilungen. Aber ich garantiere euch, in meine Rechner hier in diesem Raum kommt keiner rein, da kann er noch so schweres Geschütz auffahren. Kapiert?«

»Nein«, antworteten Henning und Santos unisono, die beide von Computern gerade so viel Ahnung hatten, dass sie ihre Berichte schreiben und im Internet recherchieren konnten. Als sie jedoch vor einiger Zeit versucht hatten, zu Hause ihren Laptop mit dem neuinstallierten WLAN-Router zu verbinden, hatten sie Stunden gebraucht, bis die Verbindung hergestellt war. Noll hätte das in wenigen Sekunden und mit ein paar Tastaturbefehlen geschafft. »Du kannst uns helfen ...«

»Moment, nicht so schnell mit den alten Gäulen. Was springt für mich dabei raus?« »Woran denkst du denn?«

»Eine Woche lang Hamburger, Pommes, Cola und zum Schluss eine Familienpizza. Ist das ein Deal?« »Gebongt.«

»Was wollt ihr wissen?«

»Bernhard Freier mit ei.«

»Soll ich den googeln, oder was?«

»Nein, sieh nach, ob er beim Verfassungsschutz arbeitet.«

»Okay. Würdet ihr euch bitte auf die andere Seite des Tisches begeben, ich hab's nicht gerne, wenn man mir über die Schulter schaut.«

Henning und Santos setzten sich Noll gegenüber. Sie schwiegen.

Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis Noll sagte: »Gar nicht so leicht, in das System reinzukommen, die müssen da irgendwas gedreht haben, von dem ich noch nichts weiß. Aber ein Peter Noll bleibt nicht vor der Tür stehen, wenn er unbedingt auf die Party will. Voilá, hier habt ihr euren Bernhard Freier.«

Beeindruckt traten sie neben ihn. »Wie hast du das so schnell geschafft?«

»Ich habe mich auf meinen Burger und die Pommes gefreut«, erwiderte er bierernst.

Sie nahmen auf dem Monitor Einblick in Freiers Personalakte, die mehr als zwanzig Seiten umfasste. »Albertz hat uns also nicht angelogen. Schon mal ein Punkt für ihn. Kannst du uns die ausdrucken?« »Nee, ich kopier die auf einen USB-Stick, und dann verdrück ich mich, die dürfen nämlich nicht merken, dass jemand bei denen rumschnüffelt. Könnte fatale Folgen für mich haben, sollten die in der Lage sein, die Spur zu mir zurückzuverfolgen.«

Nach wenigen Sekunden waren die Daten auf dem Stick, den Noll neben sich legte, danach loggte er sich aus. Er lehnte sich zurück, plötzlich wirkte er besorgt. »Was ist?«, fragte Henning.

»Möglich, dass die was bemerkt haben. Ich hoffe nur, ich war schnell genug. Scheiß drauf, immer positiv denken, die haben nichts bemerkt, die Dumpfbacken.« »Gut, wir brauchten nämlich noch einen Namen.« »Noch einen? Gebt mir ein paar Minuten, dann probier ich's noch mal, diesmal aber auf einem anderen Weg.« Mit einem Mal zog ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht. »Oh ja, Jungs, ich weiß auch schon, wie ich diesmal an euch vorbeikomme. Ihr werdet denken, jemand aus eurem eigenen Haus würde sich einloggen. Das habe ich schon mal gemacht, und keiner hat's gemerkt.« »Wo?«

»War privat, nur ein kleines Spielchen. Wie heißt es doch so schön, Probieren geht über Studieren.«

Nach weiteren fünf Minuten sagte er: »Was wollt ihr jetzt?«

»Jetzt such nach einem Karl Albertz mit tz.« »Auf die andere Seite«, sagte Noll und streckte den Finger aus.

»Ja, ja, schon gut.«

Diesmal dauerte es einen Tick länger, bis Noll enttäuscht sagte: »Freunde, ich muss euch enttäuschen, einen Karl Albertz spuckt der Rechner nicht aus. Entweder ...« »Entweder hat er uns einen falschen Namen genannt, oder er arbeitet nicht für den Verfassungsschutz.« »Nicht so voreilig, es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Noll und fasste sich an den Mund. »Beim VS und auch beim BND gibt es Mitarbeiter, die nicht in den Personalakten geführt werden, zumindest nicht in den offiziellen. Die werden zwar vom Staat bezahlt, tauchen aber nicht in den Akten auf. Man hat ihm vermutlich eine Nummer zugewiesen, über die er identifiziert werden kann. Das macht man nur mit Leuten, die ganz oben in der Hierarchie stehen, oder solchen, die häufig Geheimaufträge ausführen und dabei ständig ihren Namen wechseln.«

»Aber die ganz oben kennt man doch«, warf Santos ein. »Sicher, doch es gibt noch Schattenmänner und -frauen, die genauso mächtig sind, aber eben nicht auf der offiziellen Liste erscheinen. Ziemlich kompliziert, aber effektiv. So kann vieles vertuscht werden, und die offiziell geführten Personen waschen ihre Hände in Unschuld. Insofern ist es gar nicht mehr so kompliziert, wenn man das System einmal verstanden hat.«

»Woher weißt du so viel darüber?«, fragte Henning misstrauisch, dem Noll fast unheimlich war. »Mann, keine Bange, ich bin keiner von denen, und wenn ich etwas weiß, was ihr nicht wisst, heißt das noch lange nicht, dass ich für zwei Seiten tätig bin. Wie lange kennen wir uns jetzt schon, und wie oft habe ich meinen Arsch für euch riskiert? Okay, okay, eigentlich nur ein Mal, vor zwei Jahren oder so, aber warum sollte ich ein falsches Spiel mit euch treiben?«

»Schon gut, du hast ja selbst mitgekriegt, was hier abläuft, da ist Misstrauen vorprogrammiert. Danke für deine Hilfe.«

»Ihr schuldet mir was. Solltet ihr weitere Wünsche haben - ist im Preis inbegriffen.«

Santos holte einen Fünfzigeuroschein aus der Tasche und legte ihn vor Noll auf den Tisch.

»Reicht das?«

»Locker, ich bin doch genügsam«, sagte er grinsend. »Was für ein geiles Gefühl, bestechlich zu sein.« »Mach uns jetzt kein schlechtes Gewissen ...« »Leute, da kommt eben eine Mail an. Für euch. Ich druck sie aus. Dann verschwindet, ich habe noch andere Sachen zu erledigen.«

Die Mail von Julia Durant umfasste nur wenige Zeilen.

 

Liebe Frau Santos,

nach unserem Telefonat hier die von Ihnen gewünschten Daten. Manfred Schumann, geboren am 24.01.1935, von unbekannt erschossen am 17.10.1984. Bei ihm befand sich ein ca. dreizehn- bis vierzehnjähriges Mädchen, das ebenfalls erschossen aufgefunden wurde. Sollten Sie weitere Informationen wünschen, so setzen Sie sich bitte direkt mit mir in Verbindung, am besten heute noch.

Mit kollegialen Grüßen Julia Durant

 

Santos sah Henning ratlos an, die Zeilen waren vollkommen nutzlos, sie enthielten nur Informationen, die sie bis auf die exakten Daten bereits kannten. »Was ist das denn? Spinnt die?«

Henning schüttelte den Kopf. »Sie spinnt nicht. Sie will, dass du sie umgehend anrufst. Steht doch klar und deutlich da. Mach schon, die Frau wird schon ihren Grund haben.«

»Wenn du meinst.«

Sie wählte die Nummer von Julia Durant, die bereits nach dem ersten Läuten abhob.

»Durant.«

»Santos. Ich sollte mich bei Ihnen melden.« »Sie rufen von der sicheren Leitung aus an?« »Ja.«

»Gut. Bestimmte Informationen wollte ich nicht per Mail schicken, es könnte immerhin sein, dass jemand anderes sie in die Finger bekommt, und dann hätten auch wir ein dickes Problem. Es handelt sich nämlich um eine äußerst delikate Angelegenheit, die eigentlich unter Verschluss gehalten wird, aber mein Vorgesetzter hat ein exzellentes Gedächtnis, speziell was diesen Fall betrifft. Wenn ich Sie vorhin richtig verstanden habe, sind Sie der Überzeugung, dass der Fall Schumann und der Fall Bruhns zusammenhängen ...«

»Ja, so wurde es uns erklärt«, entgegnete Santos, die sich nun fragte, ob Julia Durant sie beim ersten Telefonat auch wirklich verstanden hatte.

»Dann werde ich Ihnen jetzt einiges zu Schumann sagen. Schumann war eine der absoluten Größen im Immobilien- und Grundstücksgeschäft in Deutschland, vornehmlich im Frankfurter Raum. Er hat hier 1957 als junger Mann bei null angefangen, wenige Jahre später gehörten ihm bereits ganze Straßenzüge in den besten Lagen, unter anderem im Westend, im Bahnhofsviertel und im Villenviertel auf dem Lerchesberg. Seit Ende der Sechziger bis zu seinem Tod wurden gegen ihn über zwanzig Ermittlungsverfahren wegen Spekulationsgeschäften sowie wegen des Verdachts der Erpressung und Korruption eingeleitet, ohne dass es jemals zu einer Anklage geschweige denn zu einer Verurteilung gekommen wäre. Schumann genoss Rückendeckung von politischer Seite, er durfte sich praktisch alles erlauben, ohne dafür belangt zu werden. Ermittlungen gegen ihn wurden ständig behindert, die Kollegen vom OK hatten sogar konkrete Hinweise, dass Schumann in Menschen-, insbesondere Kinderhandel involviert war, allerdings wurden die Ermittlungen in jedem einzelnen Fall vonseiten der Staatsanwaltschaft, in einem Fall sogar vom BND, gestoppt. Er galt sogar, und das ist eine höchst vertrauliche Information, als einer der Drahtzieher im Kinderhandel und der damals stark aufkommenden Kinderpornografie, obwohl es noch kein Internet gab.

Doch keiner kam an ihn ran, in der Öffentlichkeit waren stets zwei Bodyguards an seiner Seite. Nur in gewissen privaten Situationen - wie am Tag seiner Ermordung -wollte er allein sein. Wie es aussieht, fühlte sich Schumann an jenem 17. Oktober ausgesprochen sicher, ihm gehörten mehrere hundert Hektar um das Landhaus herum, allerdings war das Gebiet nicht abgesperrt. Er hatte an diesem Tag ein Mädchen bei sich, das von den damaligen Ermittlern auf maximal vierzehn Jahre geschätzt wurde, zum gleichen Ergebnis kamen auch die Rechtsmediziner. Sie sagten, das Mädchen sei zwischen zwölf und vierzehn gewesen, bestimmten Merkmalen zufolge slawischer Herkunft. Der Presse gegenüber wurde das Alter zwischen achtzehn und zwanzig angegeben, man wollte den guten Ruf des werten Herrn nicht beschmutzen. Frau Schumann befand sich zum Zeitpunkt der Ermordung ihres Mannes in Südfrankreich und wurde dort über seinen Tod informiert. Sie wurde mehrfach von den Ermittlern befragt, doch sie schied als Tatverdächtige oder Auftraggeberin aus, da sie von vornherein bekundete, von den zahlreichen Affären ihres Mannes gewusst und sie geduldet zu haben. Was sie angeblich nicht wusste, war, dass er auch einen starken Hang zu Minderjährigen hatte. Sie war einverstanden oder bestand sogar darauf, dass dies nicht an die Öffentlichkeit gelangte, allein schon ihres guten Rufes wegen. Den Rest kennen Sie.« »Wo lebt Frau Schumann heute?«, wollte Santos wissen. »Sie bewohnt nach wie vor eine Villa im Frankfurter Westend und besitzt darüber hinaus mehrere Wohnungen und Häuser in Deutschland und im Ausland. Ihr Vermögen wird auf etwa dreihundert Millionen Euro beziffert, die Immobilienwerte nicht eingerechnet. Sie hat die Mehrheitsanteile an dem Unternehmen vor ein paar Jahren an einen russischen Investor verkauft, ist aber immer noch mit neunundvierzig Prozent beteiligt. Erwähnenswert ist vielleicht außerdem, dass sie zurückgezogen lebt und als Wohltäterin und Mäzenin bekannt ist. Was für Sie besonders interessant sein dürfte, ist, dass sie auch in Kiel eine Immobilie besitzt. Hier scheint sich ein Kreis zu schließen.«

»Uns wurde bereits angedeutet, dass sie ein Haus in Kiel hat. Haben Sie die Adresse?«, fragte Santos, sie zitterte geradezu, meinte sie doch zu spüren, dass die Nebel sich zu lichten begannen.

»Nein, aber es dürfte für Sie kein Problem sein, die herauszufinden. Ich kann Ihnen die Frankfurter geben. Haben Sie was zu schreiben zur Hand?« »Ja.«

»Und wenn das Haus hier in Kiel nicht unter ihrem Namen eingetragen ist?«

»Es ist unter ihrem Namen eingetragen, sonst wüssten wir nicht davon. Ich habe allerdings meine Zweifel, ob Frau Schumann in irgendeiner Weise mit den Morden zu tun hat, schließlich sind seit dem Tod ihres Mannes fast fünfundzwanzig Jahre vergangen. Außerdem, wo sehen Sie die Verbindung zu Bruhns? Sollte sie den Mord an ihrem Mann tatsächlich in Auftrag gegeben haben, so werden Sie das niemals beweisen können, nicht nach so einer langen Zeit...«

»Frau Durant, es gibt eine Verbindung. Ich bin davon überzeugt, dass es sich bei Bruhns' Killer und dem ihres Mannes um ein und denselben handelt. Wenn Sie von Kinderhandel und -pornografie sprechen, so wird die Verbindung noch deutlicher.«

»Sicher, ich kann Ihre Argumentation nachvollziehen, das Problem ist nur, dass Sie sich mit einer höchst einflussreichen Frau aus der High Society anlegen. Das allein kann gefährlich werden. Nehmen Sie es als freundschaftlich gemeinte Warnung, denn ich habe bittere Erfahrungen mit solchen Menschen gemacht. Mit denen ist nicht zu spaßen, auch wenn sie Ihnen freundlich ins Gesicht lächeln. Zudem gebe ich zu bedenken, weder Sie noch wir haben irgendwelche Beweise für eine Beteiligung von Frau Schumann an einem Verbrechen. Ich wüsste nicht, wie ich ein solches Gespräch beginnen sollte, deshalb überlegen Sie sich gut, wie Sie vorgehen. Wir hier in Frankfurt ermitteln fast ständig in der Grauzone der High Society und haben uns mittlerweile eine Menge Feinde dort geschaffen. Aber ich will Ihnen natürlich nicht in Ihren Job reinreden. Nur, seien Sie um Himmels willen vorsichtig, und sollten Sie unsere Hilfe benötigen, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Wir finden einen Weg, nach Kiel zu kommen, wir sind höchst erfinderisch, was Ausreden angeht.« »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich melde mich bei Ihnen.« »Und ich mich bei Ihnen, falls ich weitere Infos bekomme. Tschüs und schönen Gruß an Ihren Kollegen.« Santos hielt den Hörer noch einen Moment in der Hand, bis sie ihn ablegte.

»Was glaubt die eigentlich, wer sie ist, dass sie uns sagt, wie wir ermitteln sollen? Klar, Kiel ist nicht Frankfurt, aber wir sind doch keine Dorftrottel! Ich pfeif auf die Hilfe von dieser arroganten ...«

»Lisa, ohne diese arrogante Frau Durant hätten wir nicht mal einen Bruchteil der Infos, die sie uns freundlicherweise gegeben hat«, versuchte Henning, sie zu beschwichtigen. »Frankfurt ist anders als Kiel, laut Statistik ...« »Was interessiert mich die Statistik? Ich ...« »Sie war überaus freundlich und kooperativ, sie hat uns ihre Hilfe angeboten, sie ist sogar bereit, sich über Vorschriften hinwegzusetzen, um nach Kiel zu kommen, und du machst einen auf beleidigt. Warum? Wir sollten auf die Knie gehen und ihr dankbar sein. Oder ihr einen großen Strauß Blumen schicken.« »Mach doch.«

»Sorry, Lisa, aber Sören hat recht«, mischte sich Noll ins Gespräch ein. »Mit dem Material könnt ihr doch eine ganze Menge anfangen. Hey, sie klang auch nicht so, als hättet ihr keine Ahnung von eurem Job oder als wollte sie euch belehren. Ich hab's zumindest nicht so empfunden. Das Gespräch habe ich übrigens mitgeschnitten.« Lisa Santos ließ sich auf den Stuhl fallen und schloss die Augen. »Entschuldigung, meine Nerven liegen blank. Wie gehen wir weiter vor?«

»Nicht lange warten. Peter, such uns doch mal die Adresse dieser Sarah Schumann raus«, sagte Henning. »Wenn die so reich ist und in Kiel ein Haus hat, dann kommt doch eigentlich nur Düsternbrook in Frage.« »Wir haben auch noch ein paar andere schöne Ecken mit schönen Häusern«, entgegnete Noll und meinte nur kurz darauf: »Du hast gewonnen, Düsternbrook. Hier, gleich um die Ecke von das Hotel von die Stadt. Weißt du, Alder, is voll krass.«

Henning konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Lisa und ich machen uns vom Acker. Mal sehen, ob Volker wieder in seinem Büro ist. Nochmals danke.« »Ich werd's mir schmecken lassen, der Burger und die Fritten warten schon.«

»Wie lange bist du heute hier?«, wollte Henning wissen.

»Kann Mitternacht werden. Warum?«

»Nur so. Vielleicht sieht man sich noch mal.«

»Muss nicht unbedingt sein, habe unheimlich viel zu tun, ihr habt mir etwa zwei Stunden geklaut.«

»War für 'ne gute Sache«, erwiderte Henning und machte die Tür hinter sich zu.

Schweigend gingen sie zurück zu ihrem Büro, am Getränkeautomaten machte Santos halt und holte für sich und Henning je einen Becher schwarzen Kaffee. »Ich brauch das jetzt.«

 

Eisige Naehe
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